Mittwoch, 28. November 2012

Nichtvorweihnachtliche Gedanken.

Es ist dunkel. Windig, aber trocken. Auf dem Stadtteilweihnachtsmarkt, der obskurerweise schon eröffnet hat, diesmal nicht vor der Hertie-Ruine, dieses Jahr gegenüber, auf dem namenlosen Platz vor der Videothek, die mit miesen Leuchtreklamen Kunden anziehen möchte, vor dem Buchladen, in dem ich in den letzten zehn Jahren nicht einen einzigen Kunden gesehen habe, vor dem Sportwettenbüro, dessen Kunden sich die Kapuze tief ins Gesicht ziehen, wenn sie den Laden verlassen und andere Menschheit um sich herum entdecken.

Kurz gesagt: Man kann einen Weihnachtsmarkt schwerlich an einen unschöneren Ort setzen.

Gut, irgendwo zwischen die Plattenbauten von Osdorf oder Billstedt vielleicht. Feiert man da überhaupt Weihnachten? Klar, sicher, genug Kleinkinder sind ja da. Aber kein Kamin, durch den der Weihnachtsmann kommen könnte. Haste halt nicht im sechzehnten Stock. Und der olle bärtige Typ fährt garantiert in keinem vollgepissten Fahrstuhl hoch, um den Barbie-Ponyhof für Fatime oder das Springmesser für Ahmad abzuliefern. Das schickt er lieber per UPS. Und Kevin zieht Ahmad das Messer dann ja eh wieder ab, weil er einen Kopf größer und zwei Jahre älter ist, trotzdem aber in dieselbe Klasse geht. Deswegen will Ahmad Kevins Mutter ficken oder zumindest Kevins Schwester, Shaqira, die das aber gar nicht will, weil sie auf Hussein steht, der mit seinen vierzehn Lenzen schon Oberlippenflaum aufweisen kann und männlich und auf seine und die Familienehre bedacht agiert, wie sonst kaum wer, denn er hat zum Beispiel seine drei Jahre ältere Schwester mal so geschlagen, das sie erstens ein blaues Auge hatte und sich zweitens aus Angst von ihrem nicht-islamischen Freund getrennt hat, um stattdessen ihren Cousin aus einem Ghetto-Vorort von Alanya zu heiraten, 36 Jahre alt, immer noch Bettnässer und am Rücken behaart wie der Yeti. Ja, ich bin mir sicher, genau das wollte sie immer...

Weihnachtsmarkt also. Auf diesem elenden Platz. In meiner Hood. Ich zähle drei Buden, die Alk verkaufen, zwei mit Fraß und zwei weitere mit Kerzen und ähnlichem Zeug, das hier an diesem Platz nun wirklich niemand will. Mit der Hertie-Ruine als Panorama im Rücken und vor einem, von halbseidenen Typen, die allesamt garantiert irgendwas auf dem Kerbholz haben, frequentierten Wettbüro...und das sind keine leeren Worte, ich habe lange Jahre in so einem Ding gearbeitet - die Vorurteile stimmen durch die Bank.

Als Kerzenverkäufer hat man da garantiert grad den ruhigsten Job der Stadt...ab und an mal nen Suffi vertreiben, damit der nicht vor die Bude reihert, ansonsten...Füße hochlegen und kassieren. Alle drei Stunden mal.

Und auf dem Weg zum Discounter muss ich da durch. Für TK-Fritten, ne Buddel Wein und zwei Kiwis. Fast hätt ich auch noch den Pfefferschinken mitgenommen, der ist im Angebot. Aber sechs eingeschweißte Scheiben für 1,39 ist mir dann doch immer noch zu teuer. Das reicht ja grad mal für drei Brötchen!!

Auf dem Rückweg wieder über den Weihnachtsmarkt, einer der Typen ist inzwischen umgefallen, liegt da und sabbert sich voll, seine "Freunde" scheints nicht zu stören, vielleicht kennen die das schon? Ich geb ihm im Vorbeilaufen auch nur einen Blick und frag mich, wie kaputt man sein muss, um so zu enden. Genug Kohle, um sich mit Glüh"wein" für 3,50 pro 0,25l-Tasse abzuschiessen, nicht genug "Freunde", die bereit sind, einen vom feuchten, laubbedeckten Boden aufzuheben und in ein Taxi zu setzen. Oder in die Bahn. Traurig. So richtig traurig.

Als ich am Bahnhof Barmbek auf meinen Bus warte, ich muss nur zwei Stationen weit fahren und habe nur sechs Minuten Wartezeit, darf ich nochmal lauschen.

Er, Mitte/Ende 40 am Handy. "Ja, das war ne tolle Nacht!...Und wie gut du das gemacht hast!!...Auf jeden Fall wieder, klar!!... Nein, meine Frau kann das nicht so gut, hab ich doch schon gesagt!...Ach, du nervst, reg mich nicht auf, das weißt du doch!!...ja ja, gute Nacht!"... er (solariengebräunt, Geheimratsecken, Berufsjugendlicher) geht ein paar Schritte zu einem hübschen dunkelhaarigen Mädchen, das ein Buch lesend an der Haltestelle steht und dessen Vater er sein könnte, er fragt schmierig "Hi Süße, was liest du denn da??", legt dabei seine Hand auf ihre Schulter. Sie schaut ihn an, ist irritiert und erschrocken, in ihren Augen Verwirrung, sie geht weg, sie flüchtet. Er gestikuliert, gibt dann auf, motzt noch einen älteren Herren mit "Schau doch nicht so!" an, ich vermute, das er auf Koks unterwegs ist, alle Anzeichen sind vorhanden...ich hoffe, das er mich auch dumm anmacht, denn dann kracht es. Dann bügel ich sein Grinsen weg. Ich hab die passende Laune. Er schaut mich an, lange, sagt aber nichts. Schade irgendwie. Dann geht er.

Ich fühl mich so richtig vorweihnachtlich jetzt. Nachher schlepp ich alte Omis zum vermöbelt werden nach Osdorf, piss auf einen Betrunkenen oder ich bagger ne Minderjährige an...ich folge meine Vorbildern von letzter Nacht. Denn offensichtlich machts ja Spaß.

Vorweihnachtszeit? My ass!

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