Samstag, 16. März 2013

Unentschieden

In der U1 stadtauswärts, auf dem Weg in verschlafene Hamburger Vororte, sitzen sich zwei Menschen gegenüber und starren angespannt auf ihre Smartphones.

Einer davon bin ich.

Samstag Nachmittag, kurz vor 17 Uhr. Bundesliga. Live-Ticker. Und es sieht mal wieder nicht gut aus für mein Team.

Ein Tor Rückstand, 20 Minuten noch.

Es tut sich was. "Tor in Bremen!" verkündet der Ticker und ich beiße mir auf die Lippe...bloß nicht Gegentor Nummer 51 in dieser Saison. "Ausgleich, 2-2!" verkündet der Ticker und ich balle die Faust und kann lauten Jubel grad noch so unterdrücken.

Der Typ gegenüber nicht. Er springt auf, reißt die Arme nach oben und brüllt ein langgezogenes "TOOOOOOOR!!!!" durch die Bahn. Dann bemerkt er, daß ich das gleiche bejubele, nur eben ruhiger, und daß ich ihn relativ verwundert beobachte und mit den Worten "Scheiße, geht doch Alder!!" hält er mir die Hand zur hohen Fünf hin. Mitreisende werfen uns irritierte, nicht sonderlich freundliche Blicke zu.

Grün/Weiße Jubelszenen im "Feindesland". Sowas ist hier nicht sooo gern gesehen.

An der nächsten Station steigt er aus und feiert laut hörbar auf dem Bahnsteig weiter.

Dabei gibt's eigentlich nichts zu feiern.

Unentschieden zuhause gegen das Schlußlicht. Zu früheren glorreicheren Zeiten hätte man als Fan entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, hätte frustriert geflucht, heute ist man fast schon erleichtert. Fast schon "zufrieden". Fast schon tragisch.

These are desperate times.

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